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Bedarf an Sozialhilfe in Pflegeheimen steigt. Auch in und um Fürth. Was kann man tun?

Die Freien Demokraten für Fürth Stadt und Land

Bedarf an Sozialhilfe in Pflegeheimen steigt. Auch in und um Fürth. Was kann man tun?

Laut der aktuellen Studie der DAK sind derzeit ca 30% der Bewohner in Pflegeheimen auf Sozialhilfe angewiesen. Bis 2026 wird diese Quote auf 36% steigen. Betreiber, Ärzte und Verbände sind in Sorge. Dieser Betrag ist hier zugleich als Audio-Datei (MP3) verfügbar.

Bedarf an Sozialhilfe im Pflegeheim steigt, podcast auf FDP-Fuerth.de

Dabei muss beachtet werden, dass zugleich die Anzahl der Menschen mit Pflegebedarf steigt. Diese lag laut verschiedener Quellen im Jahr 2021 bei ca. 5%. Davon wiederum werden 20% im Heim gepflegt. Und ca. 80% zu Hause. Die Pflegequote könnte in den kommenden Jahren auf über 6,5% ansteigen. Die Effekte aus Demografie und Altersarmut werden sich verketten. Es steigt sowohl die Anzahl an Pflegebedürftiger. Als auch der Bedarf an Empfängern von Sozialhilfe im Pflegeheim. Und das auch bei uns in Stadt und Landkreis Fürth. Es geht also nicht nur um 6% mehr. Wie der unbedarfte Leser der DAK-Studie vermuten könnte. Es geht um den Faktor 1,5 oder sogar um eine Verdopplung Bedürftiger binnen nur weniger Jahre. Bedingt eben durch die Verkettung von Demografie, Altersarmut und gestiegener Kosten der Heime. Heimbetreiber, Verbände und Betroffene sind vermehrt in großer Sorge (link)

Hohe finanzielle Belastung der Bewohner

Die Kosten setzen sich zusammen aus Unterkunft, Verpflegung, Ausbildungs- und Investitionskosten. Die finanzielle Belastung für die Bewohner liegt zunehmend deutlich über 2.000 Euro pro Monat. Während die Fußpflege meist noch Kassenleistung ist, wird für Manche der Besuch beim Friseur unter dieser Kostenlast zu unbezahlbarem Luxus. Wer kann dauerhaft den Heimplatz aus eigenen Mitteln leisten? Und trotz dieser Kosten kommt es vor, dass Bewohner pauschal nur ein Menü zu Mittag bekommen. Monotonie ohne Auswahl. Wegen Personalmangel in der Küche. Sie glauben das nicht? Ich war auch überrascht, als ich vor diesem Aushang im Aufzug eines bayerischen Pflegeheimes stand. Wie soll da auf die steigenden Unverträglichkeiten mit Nahrungsmitteln bei Senioren reagiert werden? Die Bewohner werden mit stark steigenden Ausgaben konfrontiert. Und erhalten dafür weniger Leistung als vorher. Im Spiegel erschien im März 2023 eine Auswertung der explodierenden Kosten Betroffener (link).

„Wie kann man diesen Wahnsinn stoppen?“

Eine häufige Frage bei Menschen, die haltloser Verschwendung von Beitrags- und Steuergelden zusehen müssen.

Während der Pandemie wurde durch staatliche Planwirtschaft im Gesundheitswesen massiv Steuergeld verschwendet. Es geht um hohe zweistellige Milliardenbeträge. Das Außmaß ist öffentlich noch zu wenig bekannt. Die Beschäftigten vor Ort haben es jedoch hautnah mitbekommen. Diese verschwendeten Gelder fehlen jetzt den Kranken- und Pflegekassen. Tja. Und nun soll der Heimbewohner am Existenzminimum die Zeche durch steigende Beiträge zahlen? Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden. In Deutschland wird in wenigen Jahren jeder Dritte Einwohner über 65 Jahre alt sein. Zugleich steigt der Anteil von Senioren mit Bedarf an Sozialhilfe von 30 auf 36%. Die Kurve läuft immer steiler nach oben.

Wir brauchen nun die richtigen Entscheider und Moderatoren.

Deutschland hat laut statista in 2021 ca. 16.000 Pflegeheime. Knapp 5 Millionen Menschen sind im Gesundheitswesen beschäftigt. Die Zusammenhänge sind komplex. Die Zahl sowohl der Pflegebedürftigen als auch der Anteil an Menschen im Alter mit Bedarf an Sozialhilfe wird in nur wenigen Jahren massiv steigen. Wenn wir so weitermachen, dann werden wir bisherige Pflege zu Hause und Pflege im Heim bald nicht mehr wieder erkennen. Das perfide ist die Stille, mit der diese schnelle Entwicklung geschieht. Obwohl die Datenlage eindeutig ist das Thema zu wenig Aufmerksamkeit. Bereits jetzt werden verwahrloste Senioren zu Hause aufgefunden, denen die Socken in die Haut einwachsen.

Wenn wir so weitermachen, dann werden wir bisherige Pflege zu Hause und Pflege im Heim bald nicht mehr wieder erkennen.

These und Warnung des Autors Anfang 2023

Pervertierung der Leiharbeit

Sie sehen, in den kommenden Jahren werden sich zahlreiche Ursachen verketten. Aber was kann man dagegen in der Politik tun? Der erste Schritt ist, sich gemeinsam zu treffen und miteinander zu reden. Es ist ein Unding, dass Pflegekräfte ihre Festanstellung kündigen und als Leihkraft für die gleiche Arbeit zu dann doppelten Kosten eingesetzt werden. Während eine regulär angestellte Pflegekraft ca 4.000 bis 5.000 pro Monat kostet, belaufen sich die Kosten für eine Leihkraft in der Pflege auf bis zu 10.000 Euro. Die Marge verbleibt hauptsächlich beim Entleiher. Darauf weisen zahlreiche Verbände und Geschäftsführer der Einrichtungen hin. In manchen Pflegeheimen besteht das Pflegepersonal bereits zu mehr als 30% aus Leihkräften. Das sind Kosten, die existenzgefährdend für Heimbetreiber sind. Und Szenarien, die selbst Journalisten von Fachverlagen nicht überblicken (link).

Pflegeheime geraten ebenfalls vermehrt ins Straucheln

Immer wieder wird in der Presse von Schließungen wegen Personalmangel (link) oder Insolvenzen von Pflegeheimen berichtet (link). Die Ursachen sind ein eigenes Kapitel. Das Tempo der Eskalation ist hoch. In nur kurzem Abstand geraten sowohl Convivo und die Hansa-Gruppe in wirtschaftliche Schieflage (link). Beide betreiben zahlreiche Heime an dutzenden Standorten. Und das bringt tausende Bewohner und Angehörige in Sorge vor der Zukunft. Nicht allen Pflegeheimen kann man Fehler im Management vorwerfen, so wie bei Senivita im Jahr 2021. Die jetzigen Ursachen für Pleiten von Pflegeheimen liegen am wirtschafltichen und politischen Umfeld. Besonders kleine und mittlere Pflegeheime kämpfen für ihre Bewohner und ihr Personal. Das Problem der Leiharbeit erdrückt sie. Zugleich brauchen die Einrichtungen einen besseren Ausgleich der steigenden Personal- und Sachkosten. Die Verhandlungen mit den Kassen sind jedoch schwierig und zäh. Man befürchtet, dass vielen Heimen das Geld ausgeht. Und die Bewohner nicht mehr versorgt werden können.

Aus Fehlern der Pandemie lernen

Ebenso ist es nun an der Zeit, die Diskriminierung von Beschäftigten aufzuarbeiten, die in Gesundheitsthemen anderer Meingung waren. Und auch das unmenschliche Wegsperren und Isolieren Pflegebedürftiger durch Gesetze aus dem homeoffice gehört auf den Tisch. Denn dies führte dazu, dass viele Beschäftigte im Gesundheitswesen einfach nicht mehr können. Die menschlichen Belastungen in Erlebtem waren teils grausam. (link) Somit fallen Beschäftigte durch burn-out oder Depression aus. Der demographische Wandel und die steigende Altersarmut braucht jedoch bezahlbare Pflege und gemeinsamen Lösungen aus unterschiedlichen Meinungen.

Lokale Konzepte, Buurtzorg, Nachbarschaftshilfe

Es braucht nun auch in Stadt und Landkreis Fürth neue Konzepte für eine alternde Gesellschaft. Pflege zu Hause wird ein Zukunftsthema. Viele Menschen können sich Pflege im Heim nicht mehr leisten. Und dennoch werden Pflegeheime ein Pfeiler für viele Pflegebedürftige bleiben. Zudem nimmt die Anzahl Pflegebedürftiger zu. In der bayerischen Stadt Marktredwitz enstehen bereits heute Konzepte, da dort bald ein Drittel der Einwohner dort über 65 ist (link). Derweil zeigt die Studie D80+, dass lediglich 10% der Wohnungen in Deutschland barrierefrei sind (link). Es wird auch in Stadt und Land Fürth neue Netzwerke und Konzepte für den demographischen Wandel brauchen. Auch der Blick in das europäische Ausland kann helfen. Das Modell Buurztorg (link) aus den Niederlanden vernetzt Pflegekräfte, Angehörige und Nachbarn um Pflege zu Hause zu ermöglichen.

Berufsabschlüsse Geflüchteter schneller anerkennen

Vor inzwischen einem Jahr begann der Überfall der Ukraine. Seitdem sind laut statista mehr als 1 Millionen Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet (link). Darunter viele Menschen mit Berufen im Gesundheitswesen. Erst jetzt beginnt allmählich die Anerkennung einzelner Geflüchteter (link). Die Anerkennung von Berufsabschlüssen von Geflüchteten muss schneller erfolgen. Dazu kann und muss sowohl Politik als auch Gesetzgebung schnell beitragen. Und auch die Abschiebung von Menschen in Ausbildung muss auföhren. Immer wieder werden Schüler im Gesundheitswesen teils am Tag der Abschlussprüfung in Begleitung von Sicherheitskräfen zum Flughafen geführt und. Desweiteren dürfen Pflegeheime und Flüchtlingsunterkünfte nicht in Konkurenz zueinander stehen. So wie es im Februar 2023 bereits in Berlin passiert ist (link).

Arbeitgeber und Leistungsträger mit einbinden

Können Arbeitgeber zur alternden Gesellschaft ihren Beitrag leisten? Ich denke, ja. Denn bei guter Weichenstellung wird so vielen Angehörigen ermöglicht, Pflege und Arbeit miteinander zu vereinen. Dadurch können die Menschen die steigende Gratwanderung zwischen ihrem Beruf und der Pflege Angehöriger überhaupt stemmen. Wie wäre es mit firmeneigenen Seniorengärten? Ich sehe voraus, dass künftig neben vielen Firmen auch Angebote für die Tagespflege von Senioren stehen werden. So wie schon heute Betriebskindergärten neben manchen Unternehmen stehen. Genau so werden in Zukunft auch Seniorengärten zum Arbeitsalltag gehören. Ich bin sicher, dass Arbeitsplätze mit Blick auf die private Situation der Beschäftigten künftig ein noch viel größeres Thema werden. Doch dafür muss der Gesetzgeber den Unternehmen und Pflegenden Freiheiten einräumen. Zugleich muss der Standort Deutschland für Unternehmer wieder attraktiver werden. Soziales Engagement durch Stiftungen und Unternehmen ist vielerorts ein Stützpfeiler unserer Gesellschaft.

Eigenverantwortung, Digitalisierung, Bürokratieabbau

Viele Arbeitnehmer werden künftig in ihrer Freizeit bei der Pflege Angehöriger mitwirken müssen. Eben weil Pflegeheime nicht mehr ausreichen oder für Viele nicht mehr bezahlbar sein werden. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber müssen weiter flexibel und handlungsfähig bleiben. Der Bürokratismus gehört ebenfalls auf das notwendige Minimun eingedämmt. Und dafür spielen digitale Prozesse eine wesentliche Rolle. Pflegekräfte verbringen ca. ein fünftel und Ärzte ca. ein Viertel ihrer Arbeitszeit mit Bürokram. Je mehr wir Bürokratie und Dokumentationspflichten abbauen desto mehr Zeit haben die Fachkräfte im Gesundheitswesen wieder für ihre eigentlichen Aufgaben für und mit Menschen.

Fazit: Gemeinsam Lösungen für Altern und Pflege schaffen

Wir haben in Deutschland die Chance, den Menschen würdevolles Altern zu ermöglichen. Dazu brauchen sowohl Gepflegte als auch Pflegende ein offenes Ohr. Anstatt wilder Schlagzeile und Verboten brauchen wir gemeinsamen Dialog und den Blick auf unsere alternde Gesellschaft. Sowie mehr Respekt und Anerkennung für alle daran Beteiligten. In wenigen jahren wird jeder Dritte in Deutschland älter als 65 Jahre sein. Nur 10% der Wohnungen in Deutschland sind barrierefrei. 35% der Bewohner im Pflegeheim werden auf Sozialhilfe angewiesen sein. Zugleich verdoppeln sich in manchen Pflegeheimen die Personalkosten durch Leiharbeit. Die Fakten sprechen eine klare Sprache. Es geht um die Existenz sowie um die Würde von Pflegenden und Gepflegten. Und dies zu tausenden in ganz Deutschland.

Links und weitere Quellen

Bericht auf SWR.de zu steigender Verwahrlosung https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/mainz/vermehrt-klinik-patienten-mit-sozialen-problemen-100.html

Notruf aus Pflegeheim Nürnberg wegen Unterversorgung https://www.br.de/nachrichten/bayern/wir-sind-erschoepft-pflegekraefte-in-heim-senden-hilferuf,TY0eCup

Pressemitteilung DAK: https://www.dak.de/dak/download/pressemeldung-2609238.pdf

Grafik Entwicklung Pflege: https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Gesundheitswesen/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVI12b.pdf

Beitrag auf aerzteblatt.de https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141484/Experten-in-Sorge-um-Zukunft-der-Heime-und-Pflegedienste

Studie D80+, https://ceres.uni-koeln.de/fileadmin/user_upload/Bilder/Dokumente/NRW80plus_D80plus/20220530_D80plus_Kurzbericht-Nummer-8_Alltagskompetenzen-und-Wohnumfeld_Juni2022.pdf

Marktredwitz, Bayern, https://www.frankenpost.de/inhalt.senioren-im-fokus-bald-ein-drittel-ueber-65-jahre-alt.32024c3b-0fea-46b3-889a-f4396a84354a.html

 

Eine Antwort

  1. […] ein Grund mehr, um der FDP mit seiner Stimme mehr Gewicht verleihen. Wir müssen die Probleme aus Demografie und Altersarmut endlich ernst nehmen und […]

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