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Kommunale Bürgerleuchttürme als Chance bei blackout und Pflegenotstand

Die Freien Demokraten für Fürth Stadt und Land

Kommunale Bürgerleuchttürme als Chance bei blackout und Pflegenotstand

Was tun, wenn Menschen bei Krisen trotz Vorbereitung in Notlage geraten? Oder pflegebedürftige Angehörige Unterstützung brauchen? Wenn Alleinerziehende mit den Energiekosten überfordert sind? Bürgerleuchttürme können zentrale Anlaufstellen für Menschen in Not sein.

Die Pandemie hat gezeigt: Der vermeintliche Schutz vulnerabler Gruppen basiert in Deutschland häufig auf Verwaltungsakten. Dabei geht es um Zuständigkeit und Haftungsausschluss. Oft bekommt man den Eindruck, dies diene dem Selbstzweck von Behörden. Mit der Realität notleidender Bürger hatte dies in der Pandemie oft nichts zu tun. Politik und Verwaltung muss dem Bürger dienen sowie Potentiale dort finden und zulassen.

Aus Fehlern der Pandemie lernen

Zu Beginn der Pandemie gründeten sich Hilfsgemeinschaften. Um füreinander einzukaufen. Oder um sich bei der Betreuung von Angehörigen zu unterstützen. Leider schlitterte Deutschland im Verlauf zunehmend in eine Pandemieverwaltung. Mit einem Dickicht von unklaren Zuständigkeiten und der Durchsetzung von Regulatorien. Zugleich sind Menschen vereinsamt und in einer Flut von rasch wechselnden Vorgaben schlichtweg untergegangen. Der Gipfel dieser Verwaltungsblindheit waren die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal. Sowie zahlreiche Menschen, die isoliert im Pflegeheim oder Besuchsverbot in medizinischen Einrichtungen einsam verstorben sind.

Dunkle Häuser, Notbeleuchtung über Dieselgenerator, Ahrtal, September 2022

Wenn der blackout kommt, dann sterben Menschen, oder?

In einem Gespräch mit einem kommunalen Ansprechpartner wurde behauptet, es sei Konsens, dass im Falle von blackout Menschen sterben. Ich halte dies für falsch. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt um Nachbarschaftshilfen zu gründen. Um kommunal Anfragen zu machen: Wie viele Pflegebedürftige gibt es in Stadt und Land? Wer ist bereit im Falle von blackout freiwillig Nachbarschaftshilfe zu übernehmen? Wer hat Raum um Menschen in Heiz-WGs Unterschlupf zu gewähren. Analog zu den Flut-WGs im Ahrtal.

Bürgerleuchttürme schaffen, Hilfsbedarf erfassen

Feuerschale bei gemeinsamen Abend

Entscheidende Faktoren nach der Ahrtalflut waren die Markt- und Ortsplätze. Dort haben sich Menschen gemeinsam getroffen. Um Probleme auszusprechen, sich gemeinsam zu versorgen. Und um sich gegenseitig zu unterstützen. Laut einem Bericht auf welt.de (link) nimmt sich die Stadt Koblenz nun ein Beispiel an der Bürgerhilfe im Ahrtal. Die Städte und Gemeinden müssen lediglich die Orte definieren und den Rahmen geben. Dieser Rahmen wird durch Interessierte und Freiwillige ausgefüllt und belebt. Dadurch werden die Lösungen und Hilfen so individuell und lokal wie die Lage vor Ort. In der Vorbereitung können die Unterstützer gemeinsam Planspiele durchgehen, Konzepte entwickeln und sich auf mögliche Szenarien vorbereiten.

Hilfsbedürftige ermitteln, Frewillige erfassen, zentrale Anlaufstelle schaffen und die Vernetzung moderieren.

Laut Meinung des Verfassers ist dies eine zentrale kommunale Aufgabe bei Krisen.

Die Schaffung von Bürgerleuchttürmen erfordert kommunalen Mut. Um das Verwaltungszepter aus der Hand zu geben. Und Ehrlichkeit gegenüber dem Bürger. Der Staat kann im Falle einer Energiemangellage oder von blackout nicht mehr jedem Helfen. Auch Rettungsdienste werden an ihre Grenzen kommen. Es ist notwendig die Bürger selbst zur Eigenverantwortung aufzurufen. Jetzt Hilfsbedürftige erfassen. Und freiwillige Helfer registrieren. Dafür stellen Stadt und Land den Bürgern Ort und Rahmen Verfügung. Dies ist für die Demokratie auch zwingend notwendig. Denn Krisen werden oft auch durch Kräfte genutzt, die zwar Lösungen versprechen. Aber zugleich der freiheitlich demokratischen Grundordnung zuwiderlaufen. Bürgerleuchttürme sind aus meiner Sicht somit auch ein Schutz der Demokratie.

Helferhaus in Dernau, Ahrtal. Dankbarkeit für Helfer, Respekt an die Betroffenen.

Bürgerleuchttürme: Ein Rezept für den Pflegenotstand?

Der Landkreis Fürth ist einer von zwei Landkreisen in Bayern ohne eigenes Krankenhaus. Zugleich stehen mobile Pflegedienste unter finanziellem Druck. Es besteht Gefahr, dass mancher Dienst aufhört. Und ohnehin haben wir bei einer Pflegequote von 5% bezogen auf die Gesamtbevölkerung zu wenig Angebote für Pflegebedürftige und deren oft freiwillige Pfleger. Nur ca. 20% der Pflegebedürftigen sind in Heimen untergebracht. Somit werden ca. 80% zu Hause gepflegt. Laut VdK beklagen ca. 33% der Pflegenden, dass sie in finanzieller Sorge sind (link). Denn oft ist der Aufwand zur Pflege so hoch, dass der eigene Beruf zurückgestellt werden muss. Selbst Kinder und Jugendliche übernehmen bereits jetzt die Pflege ihrer Eltern oder Großeltern. Daher sind Bürgerleuchttürme und Nachbarschaftshilfen ein Konzept der Zukunft. Im niederländischen Modell buurtzorg (link) ist Nachbarschaftshilfe ein wesentlicher Baustein um dem Pflegenotstand menschenwürdig und kosteneffizient zu begegnen. Auch hier sind Bürgerleuchttürme hilfreich um Kontakte zu knüpfen und um gegenseitige Synergien zu finden.

Fazit zum Bürgerleuchtturm

Manch Entwicklung aus einer Notlage kann zu einer Tragsäule der Zukunft werden. Denn Krisen sind Zeiten der Interruption. Daraus kann Neues entstehen. Der Bürgerleuchtturm ist ein spannendes Werkzeug für Kommunen, damit Bürger die Lösung von Problemen selbst in die Hand nehmen. Und damit zum Fortbestand demokratischer Prozesse und zum Erhalt von Menschlichkeit beitragen. Mein Eindruck ist, dass so auch viel bürgerlicher Frust in friedliche und konstruktive Energie wandelbar wird. Die Erfahrungen aus dem Ahrtal stimmen mich sehr zuversichtlich.

„Eine Krise ist im Allgemeinen ein Höhepunkt oder Wendepunkt … Die mit dem Wendepunkt verknüpfte Entscheidungssituation bietet in der Regel sowohl die Chance zur Lösung der Konflikte …als auch die Möglichkeit zu deren Verschärfung

Defintion des Begriffes Krise laut wikipedia.de

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